Essen erlaubt! by Heizmann Patric

Autor:Heizmann, Patric
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2015-09-28T16:00:00+00:00

Essen muss satt machen – und zwar lange!

Satt werden gelingt wohl jedem, der genug Geld hat, sich im Discounter-Schlaraffenland auszutoben. Doch sobald die Überschusskalorien in den Langzeitspeicher eingelagert werden und wenn wir sie da wieder raus haben wollen, wird es kompliziert. Denn fast alle Experten blasen ins gleiche Horn »Wir müssen weniger Kalorien aufnehmen, als wir verbrauchen«. Ich erlaube mir einmal aus der Truppe auszutreten und zu behaupten:

Kalorienzählen ist Blödsinn!

Wenn Kalorienzählen wirklich funktionieren würde, würde ja jede kalorienreduzierte Diät funktionieren. Das tut sie aber nicht. Zumindest nicht langfristig! Genau darauf kommt es aber an. Mein Veto beruht auf zwei Gründen:

1. Eine Kalorie ist eben keine Kalorie

Wilbur Olin Atwater hatte im 19. Jahrhundert Nahrungsmittel in einem Ofen verbrannt. Die dabei abgegebene Energiemenge wurde gemessen und die Maßeinheit als »Kalorien« bezeichnet. Das hat sich bis heute gehalten und tief in unserem Gehirn verankert. Obwohl unser Darm nicht funktioniert wie ein Ofen, sondern viel komplexer arbeitet. Die Kalorien-»Währung« ist daher aus meiner Sicht ein viel zu grober Ansatz. Oder denkst du ernsthaft, dass 2000 Kalorien in Form von reinen Kohlenhydraten wie Nudeln, Brot und Reis die gleiche Wirkung auf deine Figur haben wie 2000 Kalorien in Form von Eiweiß und Gemüse?

Kohlenhydrate und Fette werden im Organismus anders verarbeitet als Eiweiß. Denn bei Letzterem wirkt die so genannte »spezifisch dynamische Wirkung« deutlich mehr: Um Eiweiß zu verdauen, benötigt der Organismus eine Menge Energie. Von den gelieferten 4 Eiweiß-Kcal benötigt unser Organismus zirka 25 Prozent zum Umbau von Eiweiß in Wärme- beziehungsweise Bewegungsenergie. Das entspricht einem Verlust von ungefähr 1 Kalorie. Somit bleiben nur noch 3 Kalorien Netto übrig. Das bedeutet: Eine eiweißbetonte Kost bei gleicher Kaloriengesamtmenge lässt weniger Kalorien für die Fettspeicher übrig. Die Kohlenhydrat- und Fettverarbeitung benötigt erheblich weniger Umwandlungsenergie.

Wer sich nun auf die These der Kalorieneinsparung stützt und deshalb seine Nahrungszufuhr einfach halbiert, also die immer noch »beliebte« FdH-Diät macht, sorgt für massiven Hunger. FdH heißt deshalb bei mir auch nicht »Friss die Hälfte«, sondern vielmehr »Frust durch Hunger«. Und irgendwann sind die FdH-ler dann so unterzuckert, dass sie kurz davor sind, das Lavendelsäckchen aus dem Kleiderschrank auszulutschen. Der Abbruch ist definitiv vorprogrammiert, weil diese Diät keine Chance auf langfristigen Erfolg hat! Und nun frage ich dich: was bringt da eine kurzfristige Kalorieneinsparung, außer anhaltend schlechte Laune?

Eine Kalorieneinsparung funktioniert nur längerfristig, wenn du möglichst lange richtig satt bist und dein Körper dabei alle notwendigen Nähr- und Vitalstoffe erhält. Du brauchst genau 47 solcher Bausteine: Aminosäuren, Mineralien, Vitamine, Spurenelemente, Fette. Du kannst dir das vorstellen wie in einem Schweizer Uhrwerk, das aus 47 kleinen Zahnrädern besteht, um die Uhrzeit absolut exakt anzeigen zu können. Kommt aufgrund einer Mangelernährung beziehungsweise Diät auch nur einer dieser wichtigen Vital- oder Nährstoffe zu kurz, fehlt diesem Uhrwerk praktisch ein Zacken an einem dieser entsprechenden Zahnrädchen. Dann läuft die Uhr ganz langsam aus dem Takt. Sie zeigt noch die Zeit an, aber eben nicht mehr in der geforderten Qualität. Mit deiner »Lebensuhr« verhält es sich genauso. Es geht nicht um das Kaloriengehäuse, es geht um die einzelnen Zahnräder, die mithilfe einer möglichst guten Ernährung tiptop in Schuss bleiben.

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